© James Thew - Fotolia.com
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Dossier Gedächtnis – Mehr Watt in der Birne

by menscore-body

Serienausstattung des Menschen

Bis zur Geburt wächst unser Gehirn um 250 000 Nervenzellen pro Minute, und mit etwa 100 Milliarden Nervenzellen gehen wir an den Start. Das menschliche Gehirn ist ein gigantisches neuronales Netzwerk. In den ersten beiden Lebensjahren bilden sich die Fortsätze der Zellen aus und verknüpfen sich miteinander. Voraussetzung für präzise Verschaltungen sind aktive Reize für das Gehirn, etwa Farben, Stimmen, Gerüche und Bewegungen. Werden Babys nicht ausreichend gefordert, entwickeln sie sich auffallend langsam. Eine Nervenzelle kann mit bis zu 200.000 Nachbarzellen Querverschaltungen ausbilden. Die Information (z.B. ein optisches oder akustisches Signal) wird als elektrischer Impuls entlang der Nervenfortsätze weitergeleitet, bis ein Verknüpfungspunkt mit einer anderen Nervenzelle erreicht ist. An solchen Kontaktstellen bewirken die elektrischen Impulse eine Ausschüttung von chemischen Botenstoffen. Diese überbrücken den Spalt zwischen den Nervenzellen und lösen in der Zielzelle ihrerseits einen elektrischen Impuls aus. Das passiert übrigens mit einer Geschwindigkeit von bis zu 500 Stundenkilometern. Je nachhaltiger der Reiz (etwa durch Wiederholungen oder durch die erwähnte emotionale Verstärkung), desto stärker ist die chemische Spur (der “Ein-Druck”), die er im Gehirn hinterlässt. Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass sich Proteinmoleküle wie Hinweisschilder an den Kontaktstellen der Nervenzellen einlagern. Versuchen wir uns zu erinnern, kann das Gedächtnis anhand der Schilder rasch die wichtigsten Details des Vorgangs abrufen.

Unser Arbeitsspeicher

Auf dem Weg zum Gedächtnis müssen Informationen mehrere Hürden nehmen. Wichtige, aber emotional unbedeutende Erlebnisse kommen ins Ultrakurzzeitgedächtnis, wo sie für nur wenige Sekunden bestehen. Das gewährleistet immerhin, dass Sie diese Buchstaben zu einem Wort und die Worte zu einem Satz verbinden können, wenn Sie auch deren genaue Reihenfolge vergessen werden. Dadurch können Sie den Sinn des Gelesenen behalten. Um ins Kurzzeitgedächtnis zu gelangen, müssen Informationen entweder besonders interessant sein, oder Assoziationen mit bereits gespeicherten Eindrücken wecken.

Im Kurzzeitgedächtnis halten sich vor allem die Erinnerungen des täglichen Lebens: Termine, Pläne, Einkaufslisten; Nach Erledigung werden sie gelöscht. Im Kurzzeitspeicher spielt sich aber auch das gesamte bewusste Erleben ab, weil hier alle neuen Infos auf die Langzeitinhalte treffen und verarbeitet, bewertet und emotional angereichert werden.

Unsere Festplatte

Im Langzeitgedächtnis, der Festplatte unseres Hirns, werden bedeutsame Inhalte archiviert, zum Beispiel der erste Kuss, Urlaubseindrücke oder die Sprache. Nach welchem System die Informationen dort abgelegt werden und was genau passiert, wenn sie wieder aufgerufen werden, ist noch endgültig erforscht. Man weiß, dass die Informationen in viele Puzzleteile zerlegt und an verschiedenen Orten im Gehirn gespeichert werden. Wenn wir uns erinnern, werden die Puzzleteile in Sekundenbruchteilen wieder zur ganzen Erinnerung zusammengesetzt. Jederzeit problemlos abrufbar sind aber nur4 die Informationen, die im aktiven Langzeitgedächtnis gespeichert sind: Dort lagern solche Daten, die mehrmals täglich über (mindestens) drei Tage wiederholt werden, danach noch wenigstens einmal alle sechs Monate.

VERWANDTE BEITRÄGE

                   

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