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Herzinfarkt – trifft nicht nur Manager

by menscore-body

Kalorienreiches Essen ist ein fruchtbarer Nährboden für den Herzinfarkt. Es ist zwar bei weitem nicht der einzige Risikofaktor, lässt sich aber wie die meisten anderen Mitverursacher des Herzinfarkts gut vermeiden. 

 

„Wer hätte das gedacht“. Hajo G. (49) trommelt nimmermüde mit den Fingern auf die Glastischplatte. „Wer hätte gedacht, daß mich das auch mal treffen würde? Ich bin kein Manager, habe keine zwei Geliebte, und auch sonst führte ich kein außergewöhnlich hektisches Leben.“ Der rundliche Hamburger schüttelt schmunzelnd den Kopf. Heute weiß Hajo G.: Er ist einer von den 300 Menschen pro 100.000 Einwohner, die täglich in Deutschland einen Herzinfarkt erleiden. Mehr als die Hälfte davon sind Männer, aber nur die wenigsten von ihnen sind Manager.

Jahrelange falsche, fettreiche Ernährung treibt den LDL-Cholesterinspiegel in die Höhe. Durchs Rauchen lagert sich in den Blutgefäßen Plaque ab, verengt die Leitungsbahnen und macht sie starr. Gesellt sich auch noch hoher Blutdruck dazu, ist das tödliche Quartett komplett – besonders in den feinen Herzkranzgefäßen, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Werden verklumpte Blutbestandteile in diese Adern gespült, kommt es zur Pfropfbildung. Die Herzmuskelzellen, die normalerweise von diesem nun verstopften Gefäß ernährt werden, bekommen keinen Sauerstoff mehr, sie „verhungern“ innerhalb von wenigen Stunden. Das geschieht jedes Jahr mit 240 000 deutschen Herzen, über 50.000 Patienten sterben daran, davon 28.000 Männer.

Hajo G. ist seit mehr als 30 Jahren bei der Post angestellt. Er hat viel und gut gegessen, gern geraucht und seinen Hausarzt zum Teufel gewünscht. „Der wollte mich wegen des hohen Cholesterinspiegels auf Diät setzen“, erinnert er sich. „Ist doch alles Panikmache – dachte ich.“ Und den leicht erhöhten Blutdruck schrieb Hajo G. seinen 49 Jahren zu.

In einer Nacht geschah es dann: Hajo G. war kurz vor dem Einschlafen, als er plötzlich von heftigen Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den linken Arm, in Hals und Unterkiefer ausstrahlten, überrascht wurde. Zu diesen Schmerzen kam Todesangst. Blaß, schweißgebadet und mit Atemnot fand ihn der Notarzt im Bett vor. Hajo G’s Frau hatte die Feuerwehr angerufen.

Den Wettlauf mit der Zeit gewannen Hajo G. und die nachtdiensthabenden Ärzte: Da Hajo G. sehr rasch in die nächstgelegene Klinik gebracht wurde, konnte bei ihm mit der Lysetherapie eine Narbenbildung verhindert und die Funktion des Herzmuskels gerettet werden. Er bekam eine Infusion mit einem Medikament, das den Blutpfropf wieder auflöst.

Vergehen allerdings mehr als drei Stunden nach dem Infarkt, ist das nicht mehr möglich. Fast die Hälfte aller Infarktpatienten sterben, bevor sie ein Krankenhaus erreicht haben, weil die entscheidenden Stunden ohne ärztliche Hilfe verstreichen. Die meisten von diesen könnten gerettet werden, wenn sie in der ersten Stunde behandelt werden würden.

Aber es muß nicht soweit kommen. Sehr häufig sendet der Infarkt auch Vorboten, die erkannt werden müssen: 

  • Dumpfe Schmerzen im Brustkorb, die meist in den linken Arm, in die Schulterblätter, den Oberbauch un den Unterkiefer ausstrahlen können
  • Druck und Engegefühl im Brustkorb
  • Ausbrüche von kaltem Schweiß
  • Luftnot und Krreislaufkollaps bis hin zur Bewußtlosigkeit

 Werden diese Zeichen richtig gedeutet, kann ein Infarkt verhindert werden.

 

Heute weiß Hajo G. mehr über das Herz, seine Funktion und vor allem über den Inffarkt, als manch ein Medizinstudent im fortgeschrittenen Semester. In den drei Wochen nach dem Infrakt hat er im Krankenhaus auch genug Zeit zum Grübeln gehabt. „Ich habe begriffen, daß es um mehr geht, habe dem Tod ins Auge geblickt.“

In den darauffolgenden vier Wochen lernte er in einer Rehabilitationsklinik, wie er einen zweiten Herzinfarkt vorbeugen kann. Denn immerhin bekommt noch jeder fünfte Patient einen zweiten Infarkt.

Hajo G. nimmt regelmäßig seine Arznei: Acetysalicylsäure – besser bekannt unter dem markennamen Aspirin oder ASS – und ein Mittel gegen seinen hohen Blutdruck. Außerdem hat er seine Ernährung umgestellt, fast zehn Kilogramm abgenommen und läßt regelmäßig seinen Cholesterinspiegel bestimmen.

Das Rauchen hat er zwar widerwillig, nun aber ganz aufgegeben. Und er treibt Sport: Spazierengehen, Joggen, Radfahren und einmal die Woche Volleyball spielen. „Und ich dachte immer, Turnen füllt Urnen“, scherzt er.

 

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